Werden Busfahrer eigentlich bezahlt?

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Sieh sich nur einer die vielen mysteriösen Knöpfe an, die kein Mensch beherrschen kann

Die Beobachtungen, wenn man das vermeintliche Glück hat, mit dem Blick aus dem Fenster eine Bushaltestelle vor der Nase zu haben, sind vielfältig und reichen weit über die simple Erfassung des Straßenverkehrs und Passanten mit an die Laternenmasten pinkelnden Hunden hinaus.

Spätestens, wenn es langweilig geworden ist, eine Strichliste zu führen, wieviele graue Autos im Verhältnis zu allen anderen Farben es gibt, versucht man Gesichter hinter den Fahrzeugscheiben zu entdecken und vor allem ihre Motivation zu erkennen.

Systemrelevanz und Dienstleistung ungleich vereint

Der systemrelevante Beruf des Busfahrers, einer der wenigen Dienstleistungstätigkeiten, die nicht als solche anerkannt sind, ist ein Beispiel dafür, dass man sich fragt, wer auf die Idee gekommen ist, sie im Zuge des Applauses für unermüdliche Helfer mit einzubeziehen. Es gibt sonst wohl keine auf einem Fahrerthron sitzende Person, die so mürrisch vom ersten Besteigen des Arbeitsgerätes bis zu Abstempeln im Depot am Abend dreinschaut. Es ist dabei völlig egal, ob es sich um abwechslungsreichen Liniendienst, Schülerbeförderung oder Ausflugsfahrer handelt, überall das gleiche Bild.

Statistik für alle

Es gibt Erhebungen, die besagen, dass eine Person am Tag etwa 17.000 Wörter spricht (Männer angeblich 15.000, Frauen durchschnittlich 19.000); ‚hmm‘ und ‚grrr‘ sollen nicht dazuzählen.

Von den etwa 540.000 Berufskraftfahrern (m/w/d/*) in Deutschland sind 78 % Busfahrer (in S-Bahn- und richtigen Zügen sind es eher Lokführer, die keinen Fahrgastkontakt haben, Schienenverkehr wird nicht als Kraftfahrt definiert), denn die LKW-Fahrer, die außer beim Aufnehmen einer Ladung sowieso mit niemandem sprechen, es sei denn, sie führen permanent Selbstgespräche oder werden von einem Kamerateam begleitet, verschwinden naheliegenderweise im Bezug auf verbalen Austausch.

Also gleichen die verbliebenen Erwerbstätigen anderer Branchen die unterrepräsentierten Kommunikationsansprüche aus, da ein durchschnittlicher Busfahrer kaum mehr als 20 verschiedene Wörter spricht, und diese im Normalfall höchstens alle 20 Minuten einmal wiederholt. An die Zeiten von Ticketlösen beim Fahrer erinnern sich kaum noch die ältesten Leser.

Die Radfahrer und Fußgänger sind wie immer schuld

Falls das Verkehrsaufkommen von Radfahrern weiter ansteigt, werden die Flüche aus der Seitenscheibe darüber, dass man Radwege und jegliche unmotorisierte Fortbewegung grundsätzlich verbieten und unter Strafe stellen müsse, weil sie einzig zu unnötigem Bremsen und der unmöglichen Einhaltung des Fahrplans führen, natürlich deutlich erhöht.

Das festgestellte Vokabular beschränkt sich dabei am wenigsten auf Jargon des Verkehrsbetriebes an sich, sondern greift weit in die blumige Ausdrucksweise von ganz anderen Disziplinen wie Sodomie, Inzest, Fäkalanalogien und Blasphemie, dass man sich fragt, ob bei der Einstellung zur Straßentransportfachperson, wie Busfahrer in der deutschsprachigen Schweiz genannt werden, das zu den Voraussetzungen für die Berücksichtigung gehört oder es den außerordentlichen Fähigkeiten zuzurechnen ist, die neben der Unterweisung im Ignorieren von Lichtzeichen in besonderen Seminaren erlernt werden.

Kraftfahrer und Kraftausdrücke gehören einfach zusammen

Wenn sich Leser fragen, wie ihre Kinder oder Enkel zu Ausdrücken kommen, die trotz aller Bemühungen, zu Hause auf oben genannte Metaphern zu verzichten, die möglicherweise eine angemessene Entwicklung der Heranwachsenden vorwegnimmt, so darf davon ausgegangen werden, dass dies keineswegs beim Spielen mit Gleichaltrigen passiert, sondern eher bei der Busfahrt zur und von der Schule.

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Die Chance, eine geöffnete Omnibustür zu sehen, liegt bei 0,03 %

Und um die Frage der Überschrift aufzulösen: ja, stattlich, weil die Erziehung der nächsten Generation mit einer feinen Auswahl an gepflegten Begriffen ein wertvoller Beitrag für die Gesellschaft ist, mehr noch als der Spaß überwiegt, potentiellen Fahrgästen, die wild gestikulierend auf die Haltestelle zulaufen, die luftdruckbetriebenen Türen vor der Nase zu schließen und eine Minute vor der Haltezeit abzufahren. Denn vor der nächsten Haltestelle geht bestimmt wieder jemand über die Straße, und wenn erst einmal der Zeitplan durcheinander geraten ist, lässt sich das nicht mehr aufholen.

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