Plastikflaschen müssen sein

Die Plastikflasche aus Polyethylenterephthalat ist in aller Munde; sowohl im wörtlichen als auch übertragenen Sinne. Der Deutschen beliebtestes Getränk nach Doppelkorn und 98-Octan-Super verursacht seit Ende der 80er-Jahre ein Dilemma, das in diesem ausgehenden Jahrzehnt einen neuen Höhepunkt erreicht: Wasser aus Glas oder Plastik?

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Immer oben auf: natürlich sind nicht nur Flaschen aus PET, die wichtigste Erfindung des letzten Jahrhunderts neben der Atombombe

Der Konsum der liebevoll wie ein Haustier abgekürzten PET-Verpackung für Getränke (gemeint ist nicht, dass die Verpackung verspeist, sondern der Inhalt getrunken wird) will und will einfach nicht zurückgehen. Und das ist gut so. Die Kosten, die auf die Hersteller zukämen, ihre Abfüllanlagen auf eine neue Flaschenoptik einzustellen, wären beinahe so hoch wie die Entwicklung neuer Materialien, fast 0,0001 Cent pro Flasche bei einem Konsum von 2,5 l pro Kopf im Jahr (zum Vergleich: der Bierkonsum in Deutschland liegt bei 13 l pro Kopf im Jahr - gerecht auf alle Einwohner ab 0 Jahre). Und man muss die Industrie auch verstehen, die im Wettbewerb mit der Krebsforschung steht und die ihrerseits nachweisen will, dass die undichten Verpackungen nicht gesund sein können. Die längst verbotenen Weichmacher erschweren Langzeitstudien, und so besteht der Zwang, die durchsichtigen Behälter ständig zu verbessern, damit keinesfalls eine altbekannte Zusammensetzung Auslöser neuer Skandale wird.

Der Druck der EU

Wurden anfangs nur zuckrige Erfrischungsgetränke in das poröse Zeug abgefüllt, damit der wahrnehmbare Geschmack der diffundierenden Chemikalien (Methanol, Kohlendioxid, O-Methyluretan und Acetaldehyd) nicht so auffällt, weil diese Stoffe in Früchten enthalten sind oder zur Entkeimung eingesetzt werden, so warnen Experten heute lediglich davor, schal, nach Plastik oder Weinessig schmeckende Getränke wegzuschütten und nicht gekennzeichnete Flaschen zu verwenden - als würde jemand die durchsichtige Prägung einer PET-Flasche suchen.
Deutschland als Vorreiter des schlechten Gewissens hat in der EU durchgesetzt, dass der Umlauf von PET-Erzeugnissen radikal erhöht wird, weil die glasfalschenabfüllenden Hersteller sonst nicht in die Knie zu zwingen gewesen wären. Denn nur mit dem entsprechenden Umlauf ist es möglich, dass die Schwerindustrie weiterhin den Löwenanteil der thermischen Verwertung übernimmt, für die die Verbraucher mit Verpackungssteuer und Müllabfuhrkosten so herrlich kostensparend aufkommen, und die leeren Hüllen nicht als Entwicklungshilfe nach China exportiert werden müssen, wo sie in der Textilindustrie eingesetzt oder schlimmer noch in Indien als Belüftungsanlagen verbaut werden.

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Der nächste Urlaub mit Spaziergang am Strand lockt

Was geht in Deutschland - was geht nicht?

Das Upcycling in Entwicklungs- und Schwellenländern ist den Industrienationen ohnehin ein Dorn im Auge. Dass die Menschen aus der Not eine Tugend machen und statt die Flaschen in die Flüsse zu werfen, damit sie im Meer landen und wir einprägsame Bilder von Müllteppichen zu sehen bekommen, einfach nach dem Trichtersystem damit ihre Wände zu Klimaanlagen umfunktionieren, ist nach deutscher Bauordnung unzulässig.
So besteht auch hier nicht das Problem des sogenannten Mikroplastik, das bei der Verarbeitung von geschredderten Flaschenresten zu Fasern für Bekleidung entsteht. Denn kein seriöser Bekleidungshersteller würde bei den strengen Auflagen zu Arbeitsbedingungen, Material- und Verarbeitungsrichtlnien in Deutschland produzieren.
Bereits beim Tragen von in Asien gewebten Kleidungsstücken reibt etwas von diesen Kleinpartikeln ab, wird von der Haut absorbiert, eingeatmet, gerät über Regen in die Flüsse und ins Meer, wo es von Fischen aufgenommen und eingelagert wird, das wir hinterher essen und nicht verdauen können, oder geht spätestens beim Waschen in diesen Kreislauf ein.

Was ist die Lösung?

Es gilt also, weiterhin das zu kaufen, was uns angeboten wird. Die Industrie weiß schließlich ganz genau, was wir brauchen und will nur unser Bestes.

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Kommentare

Kommentar von Erich |

Erschreckend wahr. Teilweise nur angedeutet, aber eine klare Zusammenfassung der Perversion 'unserer' Industrie, die alles unternimmt, um nicht innovativ oder überhaupt tätig zu werden.

Antwort von Content Manager

Nun ja, wenn die Industrie 'alles unternimmt', tut sie ja etwas ... ;)

Aber du hast natürlich recht, das war der Hintergrund für diesen satirischen Artikel. Es könnte längst alternative Verpackungen geben - aber dann gäbe es weniger Müll, der verbrannt wird (thermische Verwertung) und die Stahlproduktion günstig hält. Und schließlich bestimmt nicht das Wohl der Menschen oder - noch verrückter - der Natur, sondern das Geld: die Kunststoffhersteller zahlen keinerlei Steuern auf das Öl. Der Grund: weil sie so viel verbrauchen.

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