Holland macht es vor

Verkehrssicherheit ist immer wieder ein Thema. Und das geht sogar kontrovers. Eine innovative Entwicklung eines niederländischen Unternehmens wird seit fast zwei Jahren diskutiert.

Dort wurden in der Gemeinde Bodegraven-Reeuwijk, das liegt an der niederländischen A12 (die Verlängerung der deutschen A3) mittig zwischen Utrecht und Den Haag, also einem Schmelztiegel verkehrstechnischer Infrastruktur, als Testaufbau sogenannte Lichtlijns im Boden an Fußgängerüberwegen installiert, ca. einen Meter breite rote und grüne LED-Streifen, die analog zu den Ampelzeichen leuchten.

Dass dieser Testaufbau beendet wurde und nicht einmal auf der Website des Erfinders oder der Gemeinde Spuren davon zu entdecken sind, liegt natürlich nicht daran, dass in diesem kleinen, gleichermaßen idyllischen wie modernen Ort kein Verkehr herrscht, der adaptierbar auf Großstädte mit Straßenbahn wäre, die mehr als PKWs Schwierigkeiten mit unaufmerksamen Fußgängern haben, die auf ihr Smartphone statt auf den Verkehr schauen, an dem sie teilnehmen.

Der Kosten-Nutzen Faktor

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©Bild von Karsten Paulick/Pixabay auf Alterix

Vielmehr sind es die Kosten, die die Entscheidungsträger in der Politik weltweit abschreckt. Im Flugverkehr gilt, dass ein Menschenleben 1,25 Mio. US-Dollar wert ist. Es wird bei Abstürzen oder anderen Unglücken mit Verkehrsflugzeugen gegenübergestellt, wie viel es kostet, den technischen Fehler zu beheben. Sind also 100 Menschen dabei gestorben, wird nur dann etwas unternommen, wenn die Investition zur Vermeidung zukünftiger Vorfälle aus demselben Grund unter 125 Mio. Dollar liegen. Die Verkehrstoten in Deutschland sind in den vergangenen 50 Sonnenwenden stetig zurückgegangen und stagnieren in den letzten Jahren. Und genau das ist freilich kein Grund, über geänderte Lebensweisen nachzudenken, dass Fußgänger nicht spazieren gehen, sondern unterwegs online sein wollen; schließlich sitzen in den Foren und Landtagen nur grauhaarige Menschen, die das Smartphone wie auch die CD für Modeerscheinungen halten, die bald der Vergangenheit angehören - zumindest was die CD angeht, haben die Greisen schon Recht.

Die Diskussion heute

Die Verkehrsministerkonferenz hat zutage gebracht, wie wichtig den Politikern die Menschen sind. Die Schaffung autogerechter Innenstädte stand im Fokus der Diskussion. Während die CDU/CSU-geführten Länder Fußgänger strikt von dem Kraftfahrtverkehr in sogenannten Wildparks trennen möchten, geht den Grünen die Installation von LED-Streifen an Überwegen nicht weit genug. Schließlich passieren die meisten Unfälle mit Smartphone-Fußgängern nicht an Kreuzungen, sondern an unorthodoxen Wegen. Daher plädieren sie dafür, entlang jedes getrennten Fußweg-Fahrbahnbereichs, an denen keine Leitplanken die Fahrbahnüberquerung verhindern, diese Leuchtsignale zu integrieren und mit Sensoren zu erfassen, ob sich ein Auto nähert. In Deutschland sind das nicht einmal 20.000 km. Ein Mitglied einer ehemaligen Partei, die mit S begann, warf ein, dass dies mit den G5-Antennen für schnelles Internet in PKWs kombiniert werden könne, woraufhin er des Saales verwiesen wurde.

Bleibt zu wünschen, dass das kurzlebige Beispiel aus den Niederlanden in einer späteren Generation noch einmal aufkommt. Ab dem Jahre 2023 werden in den Niederlanden, Norwegen und Schweden die Neuzulassungen für Verbrennungsmotoren eingeschränkt und ab 2025 bis 2030 verboten. Deutschland hofft auf eine wundersame Klimaheilung und will nach den nächsten Wahlen ein Gesetz verabschieden, das statt 2050 dann 2090 als neues Ziel für die schrittweise Einschränkung von zunächst Diesel-, später eventuell auch von Benzin- und Kerosinfahrzeugen vorsieht. Immerhin hat eine vom Verkehrsausschuss beantragte Befragung ergeben, dass 90% der heutigen Fußgänger nicht wissen, dass sie sich auf einer Straße befinden, wenn sie auf ihr Handy schauen; weitere 30% gaben an, dass sie Statistiken nicht trauen, die nicht auf ihrem 3D-Touchscreen zu sehen sind und würden eine kostenlose App herunterladen, die ihnen zeigt, dass sie nicht allein auf der Straße sind.

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